Hochhäuser
Fakten zur Behauptung, in München dürfen wegen des historischen Stadtbilds Hochhäuser nicht höher als die Frauenkirche gebaut werden
Quelle: Wikimedia Commons
Faktencheck zum Thema „Hochhäuser in München“
In München darf wegen des historischen Stadtbilds nicht höher als die Frauenkirche gebaut werden.
Im Jahr 2004 stimmte bei einem Bürgerentscheid eine knappe Mehrheit von 50,8 Prozent der Münchner Wählerinnen und Wähler für eine Höhenbegrenzung für Hochhäuser in München. Die Bindefrist dieses Entscheids ist mittlerweile allerdings abgelaufen.
Die Erklärung für Interessierte
Zum Bürgerentscheid
Der Bürgerentscheid des Jahres 2004 hat keine Bindewirkung mehr und ist für künftige Entscheidungen daher keine Argumentationsgrundlage.
In den vergangenen Jahren wurde in einigen Umfragen die Meinung der Münchner Bevölkerung zum Bau von Hochhäusern ermittelt, mit unterschiedlichen Ergebnissen. Beispielsweise kam eine im August 2019 publizierte Umfrage zu dem Ergebnis, dass lediglich 42 Prozent der Münchnerinnen und Münchner gegen Gebäude mit über 100 Metern Höhe außerhalb des Mittleren Rings sind.
Zur aktuellen Diskussion über Hochhäuser in München
Die Diskussionslage zu Hochhäusern in München ist seit dem Jahr 2004 deutlich vielschichtiger geworden. Damals waren die Türme der Frauenkirche Bezugspunkt in einer stark auf das Stadtbild bzw. historische Gebäudehöhen verengten Debatte.
Heute bezieht das Für und Wider zu Hochhäusern wesentlich mehr Überlegungen ein. Gerade auch die zunehmende Beachtung von umweltbezogenen Themen hat dazu geführt, dass die geringere Flächenversiegelung bei höherer Bauweise oder das Realisieren von Stadtquartieren mit kurzen Wegen zur Verkehrsvermeidung wichtige Aspekte geworden sind.
Im Juni 2023 wurde die 2020 gestartete Überarbeitung der Hochhausstudiefür die Landeshauptstadt München in der Vollversammlung des Stadtrats beschlossen. Die Hochhausstudie wurde zuletzt im Jahr 1995 neu gefasst. Als Kernpunkt der Fortschreibung der Hochhausstudie gilt die Einordnung von fünf Gebäudehöhentypen und eine Art Katalog mit sogenannten Qualitätskriterien, die ab Gebäudetyp 3 in Zukunft als Maß für Hochhausprojekte dienen sollen.
Die vier Oberkategorien dieser Kriterien lauten Städtebau, Architektur, Gesellschaftlicher Mehrwert sowie Klima und Nachhaltigkeit. In der Studie werden keine Maximalhöhen für Hochhäuser in München genannt. Ausschlaggebend für die Bewilligung sollen demnach eher die Wirkung der Gebäude und der tatsächliche Nutzen sein.
In der Fortschreibung werden kleinteilig Gebäudehöhen für einzelne Stadtgebiete vorgeschlagen, womit eine deutlich facettenreichere Diskussion über bestimmte Projekte möglich wird, eine pauschale Höhenbegrenzung wird jedoch nicht genannt. Die Hochhausstudie legt jedoch fest, dass genannte Qualitätskriterien durch die gesamte Bauplanung hindurch nachgewiesen und gesichert werden soll.
Im Fortschreibungszeitraum hat sich 2021 auf Initiative von MdL Robert Brannekämper (CSU) und dem Vorsitzenden des Münchner Forums, Wolfgang Czisch (SPD) die Bürgerinitiative Hochhausstopp München gegründet. Die Initiative stellt sich gegen den Bau von Hochhäusern im Münchner Stadtgebiet und gipfelte in einem 2022 gestarteten Bürgerbegehren gegen Pläne zweier über 150 Meter hoher Gebäude im Münchner Norden.
Die Initiative hatte die Diskussion über Hochhäuser in der Münchner Innenstadt wieder neu entfacht.
Für die Abwägung konkreter Hochhaus-Projekte sind gemäß der aktuellen Diskussionen mindestens die folgenden thematischen Aspekte zu berücksichtigen:
Themenbereich | Aspekte |
---|---|
Stadtgestaltung | Höhenentwicklung; Profil der Gesamtstadt; freier Blick nach Süden |
Qualitätsbewertung | Nutzen für die Öffentlichkeit; urbanes Leben |
Soziales | Platzmangel/Wohnraummangel; soziale Folgewirkungen |
Ökologie | Flächenversiegelung für die Schaffung von entsprechendem Nutzraum; Energiebilanz unterschiedlicher Gebäudevarianten in Bau und Betrieb |
Historie | Historisches Stadtbild; Entwicklungshistorie Münchens als kompakte Stadt |
Verkehr | Kurze Wege zwischen Wohnen, Arbeiten und Freizeit; Erreichbarkeit des Hochhaus-Standorts; Vermeidung von Individualverkehr |
Stadtentwicklung | Stadtquartiere mit Nutzungsmix; Zentrenfunktionen |
Aktuelle Zahlen: Hochhäuser in München
- Bauordnungsrechtlich gilt ein Gebäude, dessen Fußboden im obersten Geschoss über 22 m liegt, als Hochhaus. Laut Baureferat fallen in München eine Größenordnung von etwa 1.400 Gebäuden in diese Kategorie. Im Innenstadtbereich entspricht die durchschnittliche Gebäudehöhe teilweise dieser Dimension.
- Rund 240 Gebäude im Stadtgebiet weisen eine Höhe von mehr als 40 m und 19 Gebäude von mehr als 80 m auf (Stand 11/2020).
Fakten: Auswahl hoher Gebäude in München
Bauwerk/Gebäude | Höhe | Wissenswertes |
---|---|---|
Olympiaturm | 291 Meter | Höchstes Bauwerk in München |
Großer Turm des Heizkraftwerks Süd | 176 Meter | Zweithöchstes Gebäude in München; die Stadtgestaltungskommission empfahl den Erhalt des stadtbildprägenden Turms, dennoch wurde dieser in der 2. Jahreshälfte 2020 Stück für Stück abgebrochen |
Uptown | 146 Meter | Höchstes Hochhaus in München, eröffnet 2004 |
HypoVereinsbank-Tower | 116 Meter | Hochhaus unter Denkmalschutz, eröffnet 1981 |
Hochhaus des Süddeutschen Verlags | 104 Meter | Eines der jüngsten Hochhäuser in München, eröffnet 2008 |
Türme der Frauenkirche | 98,57 Meter (Nordturm) 98,45 Meter (Südturm) | Die Türme wurden im Jahr 1525 vollendet. |
Olympia Tower | 88 Meter | Höchstes Wohngebäude in München, eröffnet 1972 |
Siemens-Hochhaus | 75 Meter | Erstes Bürohochhaus in München, eröffnet 1963 |