Digitaler Zwilling für die Stadtentwicklung
Veranstaltung der Werkstadt München: Wie sieht ein Digitaler Zwilling aus und welche Möglichkeiten ergeben sich daraus für München?
Die Potentiale, die datenbasierte Modelle für die Stadtentwicklung und -planung schaffen, sind nahezu unbegrenzt. Welcher Voraussetzungen es dafür bedarf und wie der Status Quo in München ist, haben wir in der Allianz für München Veranstaltung am 3.11.2022 diskutiert. Um zu verdeutlichen, welchen wesentlichen Einfluss Datenmodelle auf die Zukunftsfähigkeit einer Stadt haben (können), zeichnete Prof. Thomas H. Kolbe von der Technischen Universität München in der Veranstaltung das Big Picture zum Digitalen Zwilling und dessen Anwendungspotentiale. Digitale Zwillinge sind und können demnach deutlich mehr, als nur die die Realität digital abzubilden. Mittels Echtzeitdaten lassen sich etwa die Rahmenbedingungen für Verkehrswege optimieren oder innovativ Wohnraum schaffen. Dafür werden prinzipiell alle digitalen Daten einer Kommune einbezogen, verknüpft und visualisiert. Auf dieser Basis können Szenarien für die Stadtentwicklung – und Planung simuliert und Einflüsse prognostiziert werden.
Entscheidungen von Kommunen werden demnach zukünftig wohl zunehmend datenbasiert getroffen werden: von kommunaler Wärme- und Klimaplanung, Verkehrs- und Straßenplanung bis hin zur Lenkung von Besucherströmen bei Großveranstaltungen. Damit das funktioniert, müssen Bund, Länder und Kommunen sowie Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft zusammenarbeiten. Das Kooperationsprojekt „Connected Urban Twins (CUT)“ der Städte Hamburg, Leipzig und München, tut das. Der Projektleiter der Landeshauptstadt München, Dr. Hany Abo el Wafa, stellte in der Veranstaltung das vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen geförderte Projekt vor: Die digitale Abbildung von Städten soll Was-wäre-wenn-Szenarien für lebenswerte und zukunftsfähige Städte ermöglichen. Zentrale Herausforderung dabei ist das Aufbrechen der vielen „Datensilos“. Das CUT-Projekt soll dafür die Vernetzung der Daten befördern, Synergien nutzen und die Datenplattformen gemeinsam weiterentwickeln.
Damit ist das Projekt Vorreiter für die städteübergreifende Kooperation und den Wissenstransfer bei der Einführung der Urbanen Digitalen Zwillinge in städtische Planungsprozesse. Die Anwendungsfälle in der Stadtentwicklung sind dabei unterschiedlich und vielfältig. In Leipzig etwa wird aktuell die Kitanetzplanung und die Verfügbarkeit von Betreuungsplätzen datenbasiert simuliert. In München werden u.a. Maßnahmen für eine klimaneutrale, energie- und ressourceneffiziente Quartiersentwicklung entwickelt und getestet. Gemeinsam für alle Kommunen und in Zusammenarbeit mit dem Statistischen Bundesamt soll das Gebäude- und Wohnungsregister bzw. die Gebäudeinformationen darin verzahnt werden mit digital erhobenen Fachdaten, z.B. dem Energiehaushalt der einzelnen Gebäude. Die Potentiale sind enorm.
Geht es nach den Gästen der Veranstaltung sind die Möglichkeiten für die Anwendung der datenbasierten Modelle im Bereich Mobilität und Verkehrsplanung am größten; direkt gefolgt vom Bereich Wohnen und Bauen. Aber auch die Möglichkeiten zur Bürgerbeteiligung werden gesehen.
So vielfältig die Einsatzszenarien sind, so umfänglich sind die Herausforderungen. Datenschutz- sowie Haftungsfragen stellen für die unmittelbare Nutzung immer wieder große Hürden dar. Ohne Kulturwandel wird die digitale Transformation und die selbstverständliche Nutzung von Datenplattformen demnach noch etwas dauern.
Die Folien zu den Vorträgen finden Sie hier:
Prof. Thomas H. Kolbe
Digitaler Zwilling für die Stadtentwicklung der Zukunft
Dr. Hany Abo El Wafa
Connected Urban Twins – Digitale Zwillinge für Städte und Kommunen