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Faktencheck zur Altersentwicklung in Städten

Quelle: www.pexels.com
„Städte werden immer älter.“

Faktencheck:
Die gesamtdeutsche Bevölkerung und somit auch die Bevölkerung in den Städten werden tatsächlich älter. Das prognostizieren viele statistische Ämter bis 2040. Eine pauschale Aussage darüber, dass alle Städte generell älter werden, lässt sich jedoch nicht treffen. Zwar rechnen etwa Berlin oder Köln mit einem Anstieg des Durchschnittsalters. Jüngste Berechnungen der Stadt München zeigen jedoch, dass die Bevölkerung dort bis 2040 sogar wieder deutlich jünger werden könnte. Eine Verjüngung wird insbesondere bei größeren kreisfreien Städten ab 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern und Studierendenstädten zu beobachten sein. Zudem haben einige Bevölkerungsprognosen von Städten und Kommunen Krisen wie den Ukrainekrieg und die damit einhergehende steigende Zuwanderung noch nicht mit einberechnet, weshalb inzwischen mit einer – zumindest in Teilen – weniger starken Alterung zu rechnen ist als zuvor angenommen.

Die Erklärung für Interessierte:

Bundesdeutsche Entwicklung:
Eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft aus dem Jahr 2019 untersuchte die Altersentwicklung in 71 kreisfreien Städten und 330 Kreisen. Zwar schlussfolgerte die Studie, dass die deutsche Bevölkerung generell und damit auch die Städte altern. Sie sah allerdings auch, dass insbesondere in Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern seit 2009 eine Trendwende erkennbar ist und die Alterung stagniert. Insbesondere Universitätsstädte wie etwa Freiburg, Münster oder Tübingen zeichnen sich durch eine eher junge Bevölkerung aus. Frankfurt am Main galt zu diesem Zeitpunkt als Großstadt mit der höchsten Verjüngungsrate. Auch Düsseldorf ist aufgrund der Hochschulen und der Attraktivität für junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eine vergleichsweise junge Stadt.

Für die Stagnation des Durchschnittsalters in Großstädten ist zum einen der steigende Zuzug durch Studierende und andere Personen aus dem In- und Ausland, darunter auch Geflüchtete, verantwortlich. Denn gerade die Zugezogenen zeichnen sich oft durch eine jüngere Bevölkerungsstruktur aus. Beim Zuzug aus dem Ausland ist zudem zu beobachten, dass diese Personen oft in die Großstädte ziehen. Zudem liegt die Geburtenrate mit 2,28 Kinder pro Frau bei ausländischen Frauen in Deutschland weitaus höher als bei den in Deutschland geborenen Frauen. Somit tritt zusätzlich ein Verjüngungseffekt in Großstädten ein.

München:
Gemäß des Demografieberichts der Stadt München betrug der Einwohnerstand zu Ende des Jahres 2022 1.588.330 Personen. Die Einwohneranzahl soll dem Bericht zufolge bis 2040 um 14,1 Prozent auf ca. 1.811.547 anwachsen. Das Durchschnittsalter in München ist von 41,4 im Jahr 2020 über 41,3 in 2021 auf mittlerweile 41,2 Jahre stetig gesunken. Bis 2040 wird von einem Rückgang auf 40,7 Jahre ausgegangen, wobei innerhalb der Prognose nochmals zwei verschiedene Szenarien durchgespielt werden. So geht man bei einem „unteren Szenario“ (Bevölkerungszuwachs bis 2040 von nur 6,4 Prozent) von einem Durchschnittsalter von 41,2 Jahren aus, während bei einem „oberen Szenario“ (Bevölkerungszuwachs bis 2040 von 22,8 Prozent) ein Durchschnittsalter von 40,2 Jahren erwartet wird. Auf jeden Fall wird aber von einer Verjüngung der Bevölkerung ausgegangen.

Ein Grund dieser Verjüngung ist auch das positive Geburtensaldo in der Stadt, bei dem 2022 16.540 Neugeborene nur 13.205 Todesfällen gegenüberstanden. Diese Entwicklung wird sich laut der Demografiestudie bzw. der Prognose von München in den kommen Jahren bestätigen und vergrößern.

Auch der Ausländeranteil an der Bevölkerung soll von ca. 30 auf ca. 33 Prozent steigen, was ebenfalls zur Verjüngung beiträgt. 2019 lag das Durchschnittsalter der „nicht-deutschen“ in München lebenden Bevölkerung bei ca. 38,9 Jahren und somit deutlich unter dem Durchschnittsalter der „deutschen“ Bevölkerung (42,2 Jahre).

Weitere Städte:

Berlin
Laut Prognose der Stadt Berlin wird die Bevölkerung bis 2040 von derzeit ca. 3,775 Millionen (Dezember 2021) um 187.000 Personen anwachsen. Dabei wird von einer Erhöhung des Durchschnittsalters von derzeit 42,9 auf 43,2 Jahre ausgegangen.

In den Bezirken Friedrichshain-Kreuzberg und Pankow soll das Durchschnittsalter mit Abstand am stärksten steigen. In fünf der zwölf Bezirke wird das durchschnittliche Alter der Bevölkerung jedoch sinken. Ein Grund für die Erhöhung des Durchschnittsalters kann sein, dass zwar, ähnlich wie in München, derzeit ein positives Geburtensaldo verzeichnet wird, diese Entwicklung jedoch voraussichtlich nur bis 2025 anhalten wird.

Betrachtet man die verschiedenen Altersgruppen, wird sich die Zahl der Personen im Alter von 65-80 Jahren mit 14,8 Prozent (+72.000) am meisten erhöhen. Das wird trotz des ebenfalls steigenden Anteils von Kindern unter sechs Jahren und der größeren Gruppe der 6-18-Jährigen zu einem Anstieg des Durchschnittsalters führen. Ein weiteres Indiz hierfür ist, dass die Gruppe der 25-45-Jährigen als einzige Altersgruppe bis 2040 schrumpfen wird (-2,0 Prozent).

Hamburg
Laut dem Bund-Länder Demografieportal hatte Hamburg 2022 mit einem Durchschnittsalter von 42,1 die jüngste Bevölkerung im bundesweiten Vergleich der Großstädte. Im Jahr zuvor lag dieser Wert bei 42,3. 2020 wurde der Wert mit 42,2 angegeben. Auffallend an Hamburg ist, dass das Durchschnittsalter seit 2000 (41,9) sich nur geringfügig ändert.

In einer zuletzt 2019 vom Statistischen Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein veröffentlichten Bevölkerungsprognose für das Jahr 2040 wird in der (moderaten) Entwicklungsvariante W2 von einem Bevölkerungswachstum in Hamburg von 1.889.000 im Jahr 2023 auf 1.988.000 Millionen Menschen ausgegangen. Das Geburtensaldo soll dabei zwar bis 2038 positiv bleiben, jedoch von derzeit 4.000 auf ca. 1.000 sinken.

Die Anzahl der Bevölkerung in den Altersgruppen 25-30, 30-35 und 40-45 wird jeweils ebenfalls sinken. Ob auch hier dadurch die Bevölkerung im Durchschnittaltert, ist unklar. 

Köln
Im Jahr 2022 konnte Köln nach zuvor rückläufigen Einwohnerzahlen einen neuen Höchststand von 1.092.11 Einwohnern verzeichnen (+1,2 Prozent im Vergleich zu 2021). In allen Bezirken außer Nippes (+-0) wird die Einwohneranzahl zwischen 2021-2035 steigen, am meisten in Rodenkirchen (+10.800).

Laut Bevölkerungsprognose 2022 der Stadt Köln für die Jahre 2022-2050 wird das derzeitige Durchschnittsalter von 42,3 Jahren aus 2021 und 2022 auf 43,5 Jahre in 2050 anwachsen. Bereits in den letzten Jahren war ein Anstieg des Durchschnittsalters (2019: 42,0, 2020: 42,2) zu erkennen. Auch hier gibt es verschiede Prognosevarianten, die untereinander und etwa auch gegenüber den Schätzungen des Statistischen Landesamts NRW deutlich variieren. So unterscheiden sich die Bevölkerungsprognosen (Landesamt vs. Basisvariante Stadt) für 2050 beim möglichen Zuwachs um fast 26.600 Personen.

Mögliche Gründe für die Veralterung der Bevölkerung ist ein seit 2016 zu beobachtender Rückgang des natürlichen Saldos. So standen 2021 nur 11.127 Geburten 10.563 Sterbefällen gegenüber. Interessant an der Stadt Köln ist, dass trotz des Zuzugs und des Status als Studierendenstadt die Bevölkerung eher älter als jünger wird. Das liegt daran, dass allein bei der Gruppe der 65- bis unter 80-Jährigen eine Zunahme um 37.100 Personen oder 28,9 Prozent bis 2035 erwartet wird.

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