Hochhäuser in München
München und seine Hochhäuser-
Diskussion
Ob in München Hochhäuser gebaut werden, und falls ja, in welcher Höhe und an welchen Orten in der Stadt, ist seit vielen Jahren Diskussionsthema unter engagierten Bürgerinnen und Bürgern sowie im Stadtrat.
Eine Zäsur in der Hochhausdebatte war der Bürgerentscheid im Jahr 2004, bei dem sich eine knappe Mehrheit der Abstimmenden für eine Höhenbegrenzung von maximal 100 Meter aussprach. Obwohl die Bindewirkung des Entscheids nur für ein Jahr galt, sind die Auswirkungen noch bis heute zu spüren. Seit 2005 wurde nur ein einziges Hochhaus von über 100 Metern gebaut (Hochhaus des Süddeutschen Verlags). Die Diskussion zur neuen Hochhausstudie im Stadtrat sowie das Projekt auf dem Paketpost-Areal, das zwei Hochhäuser mit rund 130 Metern Höhe vorsieht, haben die Debatte neu entfach – gegen das Projekt auf dem Paketpost-Areal werden seit inzwischen bereits 2 Jahren sogar Unterschriften für ein Bürgerbegehren gesammelt.
Die Stadt hat sich mittlerweile in drei Hochhausstudien (1977, 1995 und 2023) mit der Höhenentwicklung auseinandergesetzt. Und damit geeignete Orte und Zonen (bzw. Raumkategorien) für mögliche Hochhausbauten definiert sowie Regeln für den Hochhausbau festgelegt. Durch die neue Hochhausstudie werden zusätzlich zum Umfeld, der Gestaltung und der Höhe auch Faktoren wie die Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz von Hochhäusern sowie die städtebauliche Begründung und verkehrliche Integration in den Blick genommen.
Mit Beschluss der Hochhausstudie hat der Münchner Stadtrat dadurch eine differenzierte Grundlage für die Höhenentwicklung in München geschaffen. Hochhäuser sind demnach nur an ausgewählten Standorten möglich – und nur wenn sie zudem qualitative und ökologische Voraussetzungen erfüllen, neuen Wohnraum schaffen, sich ins Umfeld integrieren und einen Mehrwert für die Bevölkerung schaffen, z.B. durch die öffentliche Zugänglichkeit von Erd- und/oder Dachgeschoss.
Die Hochhaus-Debatte wird in München aktuell wieder sehr emotional (und mitunter ziemlich undifferenziert) geführt. Deshalb wollen wir uns hier mal mit dem Thema auseinandersetzen, wichtige Fakten liefern und dazu beitragen, die Diskussion zu versachlichen.
Denn wir sind der Meinung: Pauschale Behauptungen und irreführende Visualisierungen bringen uns nicht weiter.
In ihrer Hochhausstudie stellt die Landeshauptstadt München hohe Anforderungen an mögliche Standorte für Hochhäuser. Dabei wird insbesondere auch die Sichtachsen-Perspektive berücksichtigt. Weitblick und gewachsene Sichtfelder rund um Sehenswürdigkeiten und Gebäuden sollen unbedingt frei bleiben. Das wird in der Fortschreibung der Hochhausstudie entsprechend definiert und vorgegeben. Mögliche Standorte sind z. B. an der S-Bahn-Stammstrecke, im Korridor Ostbahnhof – Messe, und in Freiham im Norden.
Wenn die Stadt in die Höhe wachsen kann, fällt die Flächenversiegelung grundsätzlich geringer aus. Und es bleibt mehr Platz für Grünflächen. Dies gilt auch vor dem Hintergrund, dass die Netto-Nutzfläche (= tatsächlich verwendbare Fläche) tendenziell abnimmt je höher gebaut wird. Festzustellen ist: Hochhäuser sind nicht per se nachhaltig, aber es ist sicherlich nachhaltiger, ein Hochhaus in der Stadt an einem gut erschlossenen Standort zu bauen, als Einfamilienhäuser am grünen Stadtrand Münchens.
Die wissenschaftliche Literatur zeigt, dass moderne Hochhäuser ökologisch durchaus mit anderen Bauweisen mithalten können. Durch die Verwendung moderner Technologien und Materialien schneiden Hochhäuser bei der Ökobilanz nicht schlechter ab als niedrigere Gebäude, die die in gleicher baulicher Dichte errichtet werden. Das zeigen zum Beispiel Holzbau-Projekte, wie z.B. das „WoHo“ in Berlin, das mit knapp 100 Metern als Deutschlands höchstes Holzhaus gilt.
Hochhäuser schaffen an verschiedenen Standorten eine deutliche Verdichtung, die zu positiven städtebaulichen Effekten und mehr Urbanität beiträgt. Es entsehen kurze Wege, damit weniger Verkehr und mehr Aufenthaltsqualität. Im Sinne der 15-Minuten-Stadt. Für die nachhaltige Stadtentwicklung ist die Nachverdichtung entsprechend ein wesentlicher Baustein.
Klar ist: Hochhäuser führen zu Verschattungen. Allerdings ist der konkrete Effekt auf die umliegenden Gebäude individuell und v.a. von der Entfernung des Nachbargebäudes abhängig. Bei weiter entfernt stehenden Objekten lösen sich die Konturen des Schattens auf und die Verschattung ist aufgrund der Erdrotation nur von kurzer Dauer. Zudem haben Verschattungen auch positive Auswirkungen, u. a. die Erhöhung der Luftzirkulation im Umfeld und das Absenken der Temparatur. Dies ist insbesondere in den Sommermonaten von Vorteil.